Schlopenhof 2009

25.02.2009
Bericht über das Seminar des LvPEH im Schlopenhof in Hainau vom 16.02. - 23.02.2009

Persönliches Budget

Persönliches Budget

Das Thema Umsetzung des Persönlichen Budgets in der Praxis ist ein heißes Eisen, das der LvPEH bereits 2006 beim Hessentreffen angepackt hat. Inzwischen wurde klar, dass die Umsetzung dieser grandiosen Idee nur durch die Betroffenen selbst erfolgen kann. Der BPE ermuntert daher die Landesverbände, die Betroffenen für diese Idee fit zu machen. Einige der hessischen Multiplikatoren für die Umsetzung des Persönlichen Budgets in die Praxis haben sich daher in der Woche vom 16. - 23. Februar 2009 im Lernhaus Schlopenhof in Hainau im "Blauen Ländchen" zum Austausch der Erfahrungen getroffen. Es war sogar ein Teilnehmer aus Thüringen gekommen, der für sich bereits ein zufriedenstellendes Persönliches Budget erkämpft hat. Am Freitag, 20.2., referierte Karin Roth, die seit Sommer 2008 für den BPE die Aufklärung der Psychiatrie-Erfahrenen über die Möglichkeiten des Persönlichen Budgets vorantreibt. Karin Roth brachte für die Multiplikatoren, die bereits bei ihr zur Schulung waren, eigentlich nichts Neues mehr mit. Wir wissen jetzt alle, wie das laufen soll mit dem Persönlichen Budget. Uns allen ist und bleibt es jedoch unbegreiflich, dass dieses revolutionäre Gesetz kaum in die Praxis umgesetzt wird. Dabei sind die Ziele dieses Paradigmenwechsels sehr klar und deutlich und zutiefst pädagogisch und fortschrittlich: weg vom Betreuen und Versorgen hin zur Eigenverantwortlichkeit.

Gespärche

Wiedereingliederungshilfen Der behinderte Mensch entscheidet selbst, welche Hilfe er wann und wo von wem bekommt. Das für seine Teilhabe am öffentlichen Leben in der Gesellschaft notwendige Geld zahlt er selbst an seine Helfer aus und wird so zum "Arbeitgeber". Der Behinderte ist kein Bittsteller mehr, der sich den eingeschränkten Möglichkeiten der Hilfsorganisationen anpassen muss, er entscheidet selbst, welche Hilfe gewünscht wird. Mein erster Gedanke war bei der Vorstellung der neuen Art der Wiedereingliederungshilfen mit Hilfe des Persönlichen Budgets durch Franz-Josef Wagner beim Hessentreffen 2006: Das ist zu schön, um wahr zu sein. Wirklich anrührend ist es nun immer wieder, wenn ein Mensch, der sich Jahrzehnte lang immer wieder den merkwürdigen Gepflogenheiten der verkrusteten Versorgungssysteme anpassen musste, langsam auftaut, wenn er die Möglichkeit erkennt, wirklich das tun zu dürfen, was er oder sie wirklich will. Studieren, Tanzen, Theater spielen, Reisen, auf dem ersten Arbeitsmarkt eine bezahlte Arbeit finden, auch wenn sie noch so klein ist. Der erste Teil der Woche diente dem besseren Kennenlernen untereinander.

Ausflüge in die Umgebung Wir kochten gemeinsam und machten Ausflüge auf die Loreley, nach Nassau und Bad Ems, obgleich das Wetter wirklich scheußlich war. Die Tage im Schlopenhof verlaufen ausdrücklich ohne Hektik. Wer sich ausruhen will, klinkt sich aus. Wie immer gab es Frühaufsteher und Nachteulen, die sich dann über den Tag doch zu den gemeinsamen Veranstaltungen zusammengefunden haben.

Schloss in Nassau

Nein SagenGabriele Voß hatte sich für den Samstag, 21.2., auf das Thema: "Warum sage ich Ja, wenn ich eigentlich Nein sagen will" gut vorbereitet. Wir dachten zuerst alle an das Helfersyndrom, das in der Betroffenenbewegung täglich präsent ist und nur angegangen werden kann, wenn man sich bewusst macht, wo die gegenseitigen Grenzen sind. Schmerzhaft sind aber auch unsere Erfahrungen mit dem Neinsagen, insbesondere dann, wenn man zu uns NEIN sagt. Insgesamt ein sehr ernstes Thema, das allen Teilnehmern neue Denkanstöße gab.

Ja/Nein Sagen

 

Puppenspieler Bernd Schmitt Puppenspieler Bernd Schmitt war nun das Schmankerl am Sonntag. Wir hatten von der ersten Minute an großen Spaß. Er bricht jedes Eis mit seinen Handpuppen. Jeder konnte sich auf seine Art ausspielen. Ich hätte so viel Talent unter uns gar nicht erwartet. Es kam im Anschluss an das Seminar ein großes Lob von Bernd für unsere Spielfreudigkeit.

Gedichte und MärcheWir haben Gedichte und Märchen vorgelesen, uns in unterschiedliche Stimmungslagen versetzt und kamen so weit, dass wir am Nachmittag eine kleine Szene in zwei Variationen auf der Bühne improvisieren konnten. Mit der Planung unseres ersten Hessischen Selbsthilfetages, der eigentlich schon im Sommer 2009 stattfinden sollte, sind wir kein Stück weiter gekommen. Zum einen, weil die Initiatoren nicht zu der Seminarwoche gekommen sind, zum anderen plant der Rheingau-Taunus-Kreis Anfang Juni seinen ersten Psychiatrietag, an dem auch eine Vertretung des LvPEH teilnehmen wird. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Im Umfeld des Vorstands des LvPEH gibt es aus der EX-IN-Gruppe heraus zudem Turbulenzen, die unserer Verbandsarbeit nicht gerade förderlich sind. Da müssen wir unsere positiven Kräfte zusammenhalten, bis der Laden wieder läuft.

Theaterspiel

Über den Autor Heidi Höhn Heidi Höhn arbeitet seit 1990 mit psychisch kranken Menschen, und gründete im Jahr 2000 die eigenständige Selbsthilfegruppe Forum Schmiede e.V.. Als Vorsitzende des Vereins sieht sie Ihre Aufgabe insbesondere darin, psychisch Kranke in ihrem Selbstwertgefühl zu stärken und in das soziale Umfeld zu integrieren. Dazu veranstaltet Heidi Höhn nicht nur unterschiedliche Treffen, sondern auch Gesprächskreise und Seminare.

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